Zuletzt aktualisiert am 12. Dezember 2018
Viele spannende Reiseziele, vor allem für Aktiv-Reisende, liegen in Höhen von 3.000 Metern über dem Meeresspiegel. Ab dieser Höhe muss sich jeder Reisende mit dem Thema Höhenkrankheit und Akklimatisation vor seiner Reise bzw. für seine Reiseplanung auseinandersetzen.
Die richtige Akklimatisation, sprich Höhenanpassung, ist nicht nur für Bergsteiger wichtig, sondern für alle Reisende, die einen Aufenthalt in Hochgebirgen wie den Anden oder dem Himalaya bzw. auf Hochebenen planen.
Touristenmagneten wie die Orte Cusco in Peru, La Paz in Bolivien oder auch Tibet liegen deutlich über einer Höhe von 3.000 Metern und sind nur ein paar Beispiele von hoch gelegenen Reisezielen.
Du planst eine Reise in Länder oder Städte, bei denen du dich häufiger in Höhen über 3.000 Meter oder noch mehr aufhältst? Dann spielt das Thema Höhenkrankheit und Akklimatisation für deine Reiseplanung eine sehr wichtige Rolle.
Im Folgenden habe ich alle wichtigen Informationen zur Höhenkrankheit zusammengefasst, die du bei deiner Reiseplanung beachten solltest.
Was für Arten der Höhenkrankheit gibt es?
Man kann zwischen drei Arten von Höhenkrankheit unterscheiden:
- Akute Bergkrankheit (AMS acute mountain sickness)
Diese Form der Höhenkrankheit ist die bei Reisenden am häufigsten auftretende Form. Die akute Bergkrankheit ist nicht lebensbedrohlich wenn auf eine ausreichende Akklimatisation geachtet wird. Dennoch sind die Symptome durchaus unangenehm. - Höhenlungen-Ödem
- Höhengehirn-Ödem
Ab welcher Höhe kann die Höhenkrankheit auftreten?
Die Höhenkrankheit tritt in der Regel ab einer Höhe von ca. 3.000 Metern auf. In seltenen Fällen auch schon ab einer Höhe von 2.500 Metern.
Wer ist von der Höhenkrankheit betroffen?
Bei gesunden Erwachsenen ist das Erkrankungsrisiko gleich. Das heißt es spielt keine Rolle, ob du körperlich fit bist ober ob du zum Beispiel zu den Rauchern oder Nicht-Rauchern gehörst. Lediglich Kleinkinder sind häufiger von der Höhenkrankheit betroffen.
Wichtig: Du musst gesund sein und solltest nicht an einer Herz-Kreislauf- oder Lungen-Erkrankung leiden. In diesem Fall vorher unbedingt mit deinem Arzt sprechen, bevor du eine Reise in hohen Höhen planst.
Warum tritt die Höhenkrankheit auf?
Die Höhenkrankheit tritt auf, weil sich der Druck in der Luft mit steigender Höhe verringert. Der geringere Luftdruck bedeutet einen sog. geringeren Sauerstoff-Partialdruck, was wiederum zu einer Verengung der Blutgefäße in der Lunge führt. Dadurch entsteht ein Sauerstoffmangel.
Der Körper reagiert auf diesen Sauerstoffmangel durch:
- Erhöhung der Atemfrequenz
- Bildung von mehr roten Blutkörpern
Die Erhöhung der Atemfrequenz in hohen Höhen führt häufig zu einer Hyperventilation, bei der zu viel CO2 abgeatmet wird. Dadurch erhöht sich der ph-Wert im Blut. Dies verursacht die bei der allgemeinen Höhenkrankheit auftretenden Symptome wie Kopfschmerzen und Schwindel.
- Durch eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr und eine ausreichende Zeit zur Akklimatisation können die Nieren diesen Effekt ausgleichen.
Die Verengung der Blutgefäße und die Bildung von roten Blutkörperchen führen zu einer Erhöhung des Blutdrucks. Die Hauptgefahr für den Körper besteht darin, dass sich durch den hohen Blutdruck in großen Höhen Flüssigkeiten in der Lunge (oder auch dem Gehirn) sammeln, die zu sogenannten Ödemen führen.
- In solch einem Fall kann die Höhenkrankheit tödlich verlaufen, wenn keine schnellen Gegenmaßnahmen getroffen werden.
Was sind die Symptome der Höhenkrankheit?
- Die ersten Anzeichen der Höhenkrankheit sind Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und Übelkeit. Diese frühen Symptome sollten nach ein bis zwei Tagen von alleine verschwinden.
- Warnzeichen der Höhenkrankheit sind starke Kopfschmerzen und starke Übelkeit, Herzrasen, Atemnot bzw. schnelle Atmung, Benommenheit, Schwindel und Lichtempfindlichkeit. In diesem Fall sollte man mind. einige 100 Meter absteigen (bei Bergsteigern) und warten, dass sich der Körper akklimatisiert. Reisende sollten, wenn möglich, vorübergehend in tiefer liegenden Regionen/Städten zum Übernachten reisen.
- Lebensbedrohlich wird die Höhenkrankheit bei Alarmzeichen wie Bewusstlosigkeit, „Verrücktheit“ oder starkem Husten mit braunem Auswurf. In diesem Fall hilft nur schneller Abstieg bzw. Transport in eine Höhe unter 2.000 Meter und ärztliche Behandlung.
Wie kann man die Höhenkrankheit vermeiden bzw. das Risiko einer Erkrankung minimieren?
Die richtige Reiseplanung ist für die Vermeidung der Höhenkrankheit das Wichtigste. Im Grunde bedeutet dies, dass du entsprechend langsam reisen musst. Die Reise oder ein entsprechendes Trekking müssen so gestaltet sein, dass sich der Körper bestmöglich akklimatisieren kann.
- Gib deinem Körper genügend Zeit, sich an die Höhe zu gewöhnen.
- Ab einer Höhe von 3.000 Metern sollte man nicht mehr als 300 bis 500 Meter pro Tag an Höhe gewinnen.
- Du kannst tagsüber durchaus mehr als 500 Höhenmeter überwinden. Das Wichtige ist, dass du für eine Übernachtung nicht so viel Höhe gewinnst.
Besonders Reisende in Eile sind von der Höhenkrankheit betroffen!
- Neben der richtigen Akklimatisation ist es enorm wichtig besonders viel Flüssigkeit zu trinken. Mind. 3 Liter pro Tag. Dieser Punkt wird immer wieder gerne vergessen.
- Für die Akklimatisation solltest du auf Alkohol verzichten.
Auf der einen Seite ist es ganz wichtig, dass du die Symptome der Höhenkrankheit auf keinen Fall ignorierst oder mit Medikamenten wie Schmerztabletten richtig gehend betäubst. Eine Ibuprofen gegen Kopfschmerzen ist aber in Ordnung.
Auf der anderen Seite spielt sich bei vielen Reisenden auch enorm viel im Kopf ab. Bleib gelassen! Panik ist in der Regel völlig übertrieben. Wer ein vernünftiges Reisetempo an den Tag legt und keine Expedition in extreme Höhen unternimmt, für den stellt die Höhenkrankheit keine Lebensgefahr dar.
Zwischen einer Höhe von 2.500 und 5.500 Metern kann sich der menschliche Körper in der Regel vollständig akklimatisieren, sprich an die Höhe anpassen.
Gibt es Medikamente gegen die Höhenkrankheit?
Die Symptome der Höhenkrankheit sollten auf keinen Fall prophylaktisch mit Medikamenten behandelt werden. Dies führt dazu, dass man die Warnsignale seines Körpers nicht mehr wahrnimmt und sich schnell überschätzt. Ein weiterer Aufstieg bzw. eine Weiterreise ohne ausreichende Akklimatisation können lebensbedrohlich sein.
Es gibt Medikamente zur Behandlung eines Lungenödems bzw. zur Behandlung von akuten Fällen von schwerer Höhenkrankheit. Wer an Reisen oder Trekkingtouren in extreme Höhen teilnimmt, der sollte sich vorher entsprechend beraten lassen.
Interessante Links zur Höhenkrankheit für alle, die eine Reise in Hochgebirge oder Hochebenen planen:
- Merkblatt zur Höhenkrankheit vom Auswärtigen Amt
- Infos zu einem sog. Höhentauglichkeits Test
Zusammenfassung
- Die Höhenkrankheit kann ab 3.000 Metern auftreten
- Erste Symptome sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen
- Der Körper kann sich in der Regel vollständig akklimatisieren, wenn die Reiseroute eine sinnvolle Höhenanpassung vorsieht
- Viel trinken (mind. 3 Liter) ist enorm wichtig und wird gerne vergessen
- Eine medikamentöse Behandlung der Bergkrankheit ist nicht sinnvoll
- Besonders Reisende in Eile sind von der Höhenkrankheit betroffen
Hast du Fragen oder persönliche Erfahrungen mit der Höhenkrankheit gemacht? Dann teile diese mit uns in den Kommentaren.
Eine spannende Zusammenfassung! Ich war bisher einige Male über 5000 Meter und hatte glücklicherweise nie Probleme. Ich habe aber immer stark darauf geachtet, dass ich mir selbst genügend Zeit zur Akklimatisation gegeben habe. In Bolivien habe ich viel Coca-Tee getrunken und die Blätter gekaut. Ich hab mir jedenfalls eingebildet, dass es hilft… ;-)
Das mit den Coca Blättern stimmt. Ich habe diese auch fleißigst gekaut und getrunken. Die Einheimischen waren ja ebenfalls so sehr von der Wirkung überzeugt, es muss einfach helfen.
Hi Steffi,
sehr gute Zusammenfassung! Wir sind letzte Woche über den Manali-Leh-Highway im Himalya gefahren. In unserem Artikel über diese Fahrt habe ich gleich mal deinen Beitrag hier verlinkt!
Liebe Grüße aus Leh,
Francis
Hallo Steffi, kannst du mir bitte einen Rat geben bzgl. Höhenkrankheit in den Anden:
kann die Anden- Route in Peru von nasca (520m) aus –über Abancay (2377m) —nach Cusco(3350m)
deiner Meinung nach unbesorgt mit dem Bus an einem Stück gefahren werden, wenn unterwegs 4 Pässe mit 4500 m zu überwinden sind? Hauptsächlich Nachtbusse fahren die Route von Nasca nach Cusco . Von Cusco könnte dann auch weiter gefahren werden ins Heilige Tal (ca 2700 -29oom) zur Akklimatisierung.
Aber ist es grundsätzlich unbedenklich? Oder ist die Strecke über Arequipa nach Cuzco eher zu empfehlen, wenn man Höhenkrankheit vermeiden will?
Welche Bedeutung haben diese Pässe bei der Busfahrt? Sind Tageshöhen anders zu werten?
Danke vielmals! LG Hanna
Hallo Hanna,
die Pässe bei dieser Fahrt sollten kein Problem sein und die Höhe ist in der Regel unbedenklich, da du dich auf dieser Höhe ja nicht aufhältst, sondern gleich wieder nach unten fährst. Vielen Reisenden machen die Pässe überhaupt nichts aus bzw. sie verschlafen die Strecke komplett. Die Höhenkrankheit wird erst dann gefährlich, wenn du dich auf solchen Höhen ohne Akklimatisation mehrere Stunden z.B. zum schlafen aufhältst. Was bei einem Trekking der Fall ist. Also keine Panik, wenn du dich leicht unwohl fühlst in der dünnen Luft. Sobald es anschließend gleich wieder bergab geht – kein Problem.
Liebe Grüße
Steffi
hallo Steffi, vielen herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort, die nun alle Unklarheiten beseitigt hat.
Danke und alles Gute für Dich! Hanna
Hallo,
eine Freundin und ich planen eine Reise unter anderem nach Peru. Wir werden nach Lima fliegen und sind nun am überlegen, ob wir es „wagen“ können von dort direkt nach Cusco zu fliegen, oder ob es höhentechnisch besser wäre, erst nach Arequipa zu fliegen und dann mit dem Bus nach Puno und dann Cusco/Machu Picchu zu fahren. Hast du da eine Einschtäzung zu?
Gruß
Franziska
Hallo Franziska,
das könnt ihr schon machen. Da seid ihr nicht die Einzigen. Rechnet aber damit, zu Beginn nicht viel machen zu können, bis sich euer Körper an die Höhe gewöhnt hat. Mein Tipp: Fahrt nach Ankunft in Cusco erst einmal ins Heilige Tal (Urubamba-Tal) und verbringt dort zum Beispeil einen oder zwei Tage. Das liegt tiefer als Cusco und eignet sich besser zur Akklimatisation. Von dort könnt ihr auch nach Machu Picchu fahren und anschließend geht es nach Cusco.
LG Steffi
Hej!
Vielen Dank für deine Antwort. Haben uns jetzt für eine Variante mit Arequipa als erstem Ort auf mehr Höhe entschieden. Danke für den Tipp mit dem Urubamba Tal, werden wir auf die Liste mit nehmen.
LG Franziska
Hallo, ein guter Tipp ist auch, vor der Anreise nach Cusco (oder andere hochgelegene Orte) nicht viel zu Essen. Denn das schlägt schnell auf den Magen (und aufs allgemeine Wohlbefinden). Wenn überhaupt nur leichtes Essen und Bohnen am Abend unbedingt vermeiden!
Liebe Sandra,
sehr guter Punkt. Vielen Dank für die Ergänzung.
Grüße Steffi
Hallo, da wir direkt nach Lima fliegen von Deutschland aus, und vorhaben, den 4 Tages Inka Trail zu gehen, wollen wir uns gut Akklimatisieren, da wir keine Erfahrung im Höhenwandern .
Wir dachten, von Lima aus nach Arequipa (2335 m( zu fliegen, dort 1 Tage zu bleiben, danach 2 Tage Colca Canyon / Colca Lodge (3250 m) zu bleiben und dann mit dem Bus nach Cusco zu fahren, dort auch noch 1-2 Tage zu akklimatisieren und dann zu wandern. Ist das Deiner Meinung nach ein guter Weg zur Akklimatisierung und ausreichend? (der Colca Canyon hat ja auch schon über 3200 Höhenmeter bis 4000 m) . Oder doch besser gleich nach Cusco und dort aber tiefer steigen ins Heilige Tal, und dann von Cusco den Inka trail zu machen? Wir sind Peru Neulinge und wollen, dass wir trotz aller Wanderstrapazen wenigstens richtig akklimatisieren:-)
Vielen DANK für einen Ratschlag
Grüsse
Ellen
Liebe Ellen,
beide Wege sind meines Erachtens für eine Akklimatisierung gut geeignet.
Variante 1 (Arequipa / Colca Canyon) ist natürlich ein wenig anstrengender. Fliegen, viele und lange Transfers. Dafür seht ihr mehr. Auf der Fahrt in den Colca Canyon kommt er mit dem Auto über einen sehr hohen Pass. Wir haben dort für Fotos angehalten. Lediglich einer Person im Auto war ein wenig übel. Ansonsten fahrt ihr aber auch gleich wieder tiefer.
Variante 2: Weniger anstrengend uns sehr gut geeignet ist tatsächlich ein Flug nach Cusco und dann weiter ins Heilige Tal. Dort gibt es sehr viele schöne Unterkünfte und ihr könnt erst einmal den langen Flug verdauen und in Ruhe ankommen.
Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig weiterhelfen. Die Entscheidung liegt natürlich bei euch.
Liebe Grüße
Steffi
Liebe Steffi,
Kannst Du uns auch Deine Meinung zu folgender Reiseabfolge sagen mit Blick auf ausreichend Akklimatisieren?
Wir kommen von Deutschland aus in Lima an,
haben dort 2 Nächte und fliegen dann nach Arequipa für weitere 2 Übernachtungen.
Dann der wahrscheinlich kritische Teil: abends von Arequipa (2,5 Tagen dort vor Ort)
Weiterflug direkt nach Cusco, zwei Übernachtungen dort (mit einem ganzen Tag dort vor Ort in der Stadt,
nach der zweiten Nacht in Cusco dann Halbtagsausflug nach Chinchero, Maras und Moray. Nachmittags Zugfahrt von Ollantaytambo weiter nach Aguas Calientes, dort einmal übernachten, für den Folgetag Besuch Machu Picchu. Zweite Tageshälfte schon wieder Rückfahrt nach Cusco (per Zug). In Cusco noch einmal zwei Übernachtungen, um von Cusco aus einen Tagesausflug (per Pferd) zur Lagune Humantay zu machen. Von Cusco dann am nächsten Tag Flug zurück nach Lima (dort noch einen Nachmittag und eine Nacht, bevor es zurück nach nach Deutschland geht.
Insgesamt 11 Übernachtungen.
Denkst Du, man kann das so versuchen?
Herzliche Grüße
Angela