Hallo Auszeit: Sorgen & Ängste einer Auszeitnehmenden

Hallo Auszeit: Sorgen & Ängste einer Auszeitnehmenden

Zuletzt aktualisiert am 29. November 2018

Auszeit: Sorgen & ÄngsteIch werde eine Auszeit nehmen – zusammen mit meinem Mann. Vor knapp drei Monaten haben wir unsere Jobs gekündigt und die ersten Vorbereitungen ins Rollen gebracht. Und seither? Ist nicht sonderlich viel passiert.

Aufgeregt? Keine Spur.

Der Alltag hatte mich fest im Griff. Arbeiten, mit Freunden & Familie treffen, zum Sport gehen, den Sommer genießen.

In der letzten Woche hat sich das allerdings geändert.

In vier Wochen geht es los, der letzte Arbeitstag liegt hinter mir, die ersten Kisten sind gepackt.

Es gibt kein Zurück mehr.

Gerne würde ich jetzt pfeifend durch die Wohnung hüpfen, meine Kisten mit Leichtigkeit packen und euch sagen, wie gut es sich anfühlt, die Zelte für eine begrenzte Zeit abzubrechen. Dafür bin ich allerdings gerade zu aufgeregt und zu viele Ängste und Sorgen nagen an mir.

Ich mache nicht zum ersten Mal eine längere Auszeit. Vor neun Jahren bin ich ebenfalls losgezogen. Acht Monate Südafrika, Australien und Thailand. Ich war jünger, alleine unterwegs, hatte wenig Geld und keine Reiseerfahrung.

Jetzt versuche ich mich zu erinnern, wie es mir damals ging. Ich muss doch ganz krank vor Angst gewesen sein – kann mich aber anscheinend nicht daran erinnern. Alles was ich weiß, es war das Beste, was ich bisher gemacht hatte.

Und jetzt? Ich bin älter, ich bin mit meinem Mann unterwegs, wir haben zusammengenommen schon einiges an Reiseerfahrung auf dem Buckel und wir haben einiges für die Reise gespart.

Vor was genau habe ich jetzt eigentlich so viel Angst, dass es mir abends sogar schwer fällt, einzuschlafen?

Vor ziemlich Vielem eigentlich:

  • Ich habe Angst, dass meine immer schlimmer werdende Flugangst ein Problem werden könnte. Wenn ich mir gerade vorstelle, wie ich in einem wackelnden Flugzeug sitze, fängt mein Herz schneller an zu pochen, meine Stirn legt sich in Falten, mein Magen zieht sich zusammen und alles in mir schreit: „Ohne mich. Ich steig nie wieder in so ein Ding!“ Was ist, wenn die Angst vor dem nächsten Flug die vielen schönen Augenblicke überschattet?
  • Ich habe Angst, dass es sich mit meiner Höhenangst wie mit meiner Flugangst verhält.  Besonders schlimm für mich: Busfahrten über Passstraßen. Panik steigt in mir hoch, wenn überlege, was für Straßen wir mit Sicherheit befahren müssen. Werde ich überhaupt entspannt reisen können?

  • Ich habe Angst vor Schlangen. Die hatte ich schon immer – aber nie so präsent. Alleine jetzt wird mir beinahe schlecht, wenn ich daran denke, einer zu begegnen. Igitt.

  • Ich habe Angst vor Kriminalität. Mehr als früher. Wahrscheinlich einhergehend damit, dass die Wertgegenstände, die man bei sich trägt, eben mehr Wert haben. Werde ich immer voller Sorge und mit ängstlichen Blicken über die Schulter reisen?

  • Ich habe Angst, dass uns das Geld nicht reicht. Natürlich habe ich recherchiert und gerechnet und ja, es sollte reichen. Ich kann mir aber nicht mehr vorstellen, wie es sich anfühlt, Geld auszugeben und zu wissen, dass sich das Konto am Ende vom Monat nicht automatisch wieder füllt. Werden wir die ganze Zeit jeden Cent umdrehen müssen?

  • Ich habe Angst, dass aus Liebenden Freunde werden. Was ist, wenn wir zu viel Zeit miteinander verbringen als gut tut? Wenn uns der Abstand fehlt? Was ist, wenn wir die besten Freunde werden anstatt ein Ehepaar zu bleiben?

  • Ich habe Angst, dass wir doch vor etwas weglaufen. Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt für eine Reise. Das weiß ich. Wir sind jung, ungebunden, haben das nötige Kleingeld gespart und wollen beide eine Veränderung – ein Abenteuer sogar. Und nicht nur einen Jobwechsel. Was ist, wenn die Entscheidung unbewusst doch an eine Erwartung, an eine Sehnsucht geknüpft ist, die nicht erfüllt werden kann?
  • Ich habe Angst, dass uns der Alltag fehlen wird. Hört sich komisch an, ich weiß. Aber ich mag Routine ganz gerne: Regelmäßig Sport treiben und das Zelebrieren des sonntäglichen Frühstücks zum Beispiel. Die letzten acht Jahre waren bestimmt von der Routine, die einem das Arbeiten im Angestelltenverhältnis aufzwingt. In diesem System „verdient“ man sich seine freie Zeit, in der gelebt und genossen wird. Was ist, wenn dieses System in Fleisch und Blut übergegangen ist?
  • Ich habe Angst, dass mir Freunde und Familie mehr fehlen als angenommen. Was ist denn schon ein Jahr, habe ich anfangs gedacht. Aber plötzlich nimmt man bereits von den ersten Freunden und Familienmitgliedern Abschied. Und es ist nicht so leicht wie angenommen. Was ist, wenn wir statt an fernen Stränden lieber mit der Familie grillend auf der Terrasse sitzen möchten?

Meine Güte, denkst du jetzt wahrscheinlich. Die hat ja echt Angst vor ALLEM.

Und da magst du recht haben.

Für alle, die diesen Schritt zu einer Auszeit bewundern: Ich habe richtig Schiss!

ABER: Ich werde mich meinen Ängsten stellen.

Sonnenuntergang Malecon KubaIch werde in diesen Flieger ins Abenteuer steigen (Tipps gegen Flugangst und Busfahrten auf Passstraßen sind übrigens willkommen)!

Ich werde durch den Dschungel wandern (zur Not falle ich beim Anblick besagten Tierchens einfach in Ohnmacht)!

Ich werde mir sagen: Du hast nichts dabei, was man nicht nochmals kaufen könnte!

Ich werde mich treiben lassen und mir zur Not eine Reiseroutine schaffen!

Ich werde sparsam aber nicht knausrig sein!

Ich werde andere Reisende kennen lernen, mir meinen Abstand schaffen und meinen Mann lieben wie eh und je!

Ich werde weiterhin bloggen und meine Familie, Freunde und euch immer mit dabei haben!

Was sind deine Erfahrungen mit Ängsten und Sorgen vor einer Auszeit?

13 comments

  • Ich finde es toll und bewundere den Schritt. Gerade die liebgewonnen Routinen würde ich auch vermissen. Es ist bestimmt ein lohnenswertes Abenteuer und ich freu mich auf deine Berichte …

    Liebe Grüße
    Tanja

    Reply
    • Hallo Tanja,
      Danke für deine Worte. Berichte wird es auf jeden Fall geben. Bin gespannt wie gut sich Reisen und Bloggen verbinden lassen.
      Liebe Grüße
      Steffi

      Reply
  • Liebe Steffi,

    ich finde euer Vorhaben unglaublich mutig und kann jede deiner Ängste absolut nachvollziehen!
    Viel Erfolg weiterhin, lasst euch bei den Vorbereitungen nicht stressen.
    Ihr packt das schon! :-) *daumendrück*

    Liebe Grüße,
    Karina

    Reply
    • Hi Karina,
      danke. Ich fühle mich auch schon besser, nachdem ich mal alles aufgeschrieben habe, was mir Bauchweh bereitet. Gestern war mein letzter Arbeitstag. Jetzt haben wir noch genügend Zeit für die Vorbereitungen. Gut, dass wir zu zweit sind – das hilft schon einmal viel.
      Liebe Grüße
      Steffi

      Reply
  • Hallo Steffi,

    ich stehe auch gerade unmittelbar vor dem Aufbruch ins Abenteuer – mindestens ein Jahr werden mein Freund und ich durch die Welt reisen. Wir haben Jobs und Wohnungen gekündigt und lassen alles hinter uns. Komischerweise habe ich bisher gar keine Angst davor. Aber ich glaube, das ist einfach vom Typ abhängig. Auf meinem Blog habe ich einen Artikel dazu geschrieben – bei Interesse schau doch einfach mal vorbei :) Tipps, wie du deine Ängste bewältigen kannst, kann ich leider nicht wirklich geben. Aber ich habe mir vorgenommen, alles ganz langsam anzugehen und mich treiben zu lassen. Dann kannst du sicherlich auch unterwegs eine Routine entwickeln, die dir Sicherheit gibt. Und dass aus Liebenden Freunde werden kann ich mir nicht vorstellen – passiert das nicht eigentlich eher im Alltag? Auf so einer Reise erlebt man so viele Abenteuer und gewinnt neue Eindrücke, die einen doch nur noch mehr zusammenschweißen können :)

    Liebe Grüße und alles Gute für eure Reise, Mona

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    • Hallo Mona,
      ich war gerade auf deinem Blog. Gefällt mir super! Wahrscheinlich ist das mit den Sorgen und Ängsten bei jedem anders. Bei meiner ersten Weltreise erschien mir auch alles noch viel leichter – zumindest, wenn ich versuche, mich daran zurück zu erinnern.

      Wow, dann geht es bei euch also auch schon bald los. Ich bin gespannt auf eure Berichte und eure Erfahrungen. Steht eure Route bereits fest? Wer weiß, vielleicht kreuzen sich unsere Wege sogar.
      Liebe Grüße und euch ebenfalls eine tolle Zeit
      Steffi

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      • Hi Steffi,

        danke für’s Kompliment!
        Ja, vielleicht bin ich auch einfach nur sorgenfrei, weil ich nicht weiß, was tatsächlich auf mich zukommt. Ich werde sicher von unterwegs berichten! Unsere Route steht grob fest, aber noch nicht im Detail. Als erstes geht’s nach Namibia und Südafrika. Wäre doch toll, wenn sich unsere Wege kreuzen würden!

        LG, Mona

        Reply
  • Hi Steffi,
    erkenne mich in einigen deiner Sorgen total wieder! Mir geht es vor einer größeren Reise immer genauso. Bin ich dann aber erst mal unterwegs ist meist alles dann doch ganz easy und zum Beispiel die Angst im Bus ist dann zwar da, aber irgendwie kommt man dann doch damit klar ;-)

    Wünsche dir ganz viel Spaß und hoffe viel von dir zu lesen!
    LG Stephie

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    • Liebe Stephie,
      vielen Dank für deine lieben Worte. Ich denke/hoffe auch, dass es so kommen wird. Wenn es doch nur schon soweit wäre. Derzeit ist noch ein wenig Organisationschaos vor der Reise…
      LG Steffi

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  • Hi Steffi!

    ich folge dein Blog seit ein paar Wochen. Danke, dass du deine Ängste mit uns geteilt hast und viiiielen lieben Dank für die Reisetipps!
    Und jetzt meine Frage: sind eine Ängste wahr geworden?
    Wie lange seid ihr noch unterwegs? Was hast du vor, wenn du wieder in Deutschland zurück bist?

    Liebe Grüße!
    Ceci

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    • Hallo Ceci,
      danke für deine liebe Nachricht. Unsere Reise neigt sich bald dem Ende zu. Im August geht es zurück nach Deutschland.
      Tja, dass mit den Ängsten ist so eine Sache. Also die Flugangst ist leider immer schlimmer geworden. Was mich selbst total nervt, da mich diese Angst als Reisender echt einschränkt. Auf jeden Fall bin ich einen Tag vor Abflug im Grunde nicht mehr ansprechbar bzw. schlecht drauf. Busfahrten waren für mich alles andere als lustig. Nach vier Monaten in Südamerika hatte ich darauf keine Lust mehr und war so froh, dass wir in Neuseeland unser eigenes Auto hatte. Hier in Asien macht mir das Busfahren weniger aus. Entweder bin ich nun abgehärtet oder die Busfahrer in Thailand fahren nicht ganz so wild wie in Kolumbien. Schlangen habe ich zum Glück erst zwei gesehen. Brrr. Ich hasse diese Tiere wirklich. Alle weiteren Ängste und Sorgen haben sich bis jetzt nicht bewahrheitet. Ich liebe meinen Mann wie vor der Reise auch, eine gewisse Routine kann man sich auch auf Reisen schaffen, das Geld reicht bis zum Heimflug und ich freue mich auf zuhause.
      Liebe Grüße
      Steffi

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