Das Wandern mit Baby stellte sich für uns als relativ einfach heraus – mit einem reinen Tragebaby kein Wunder. Auch unsere zweite Tochter sitzt bisher sehr gerne in der Trage und beobachtet die Welt sicher an uns gekuschelt.
Bei unserer älteren Tochter haben wir mit Beginn des Kleinkindalters von der Trage auf den Tragerucksack gewechselt und teilweise noch recht lange und herausfordernde Wanderungen unternommen. Denn das Kind wollte und konnte eh noch keine nennenswerten Strecken selbst laufen.
Das ist mittlerweile anders, denn mit ihren drei Jahren will sie auch selbst laufen und entdecken. Wir begrüßen das natürlich, auch wenn sich die Touren dadurch erheblich verkürzt und vereinfacht haben.
Ein wenig Motivation von unserer Seite, viele Pausen und ein spannender Wanderweg sind wichtig, damit das Wandern mit Kleinkind entspannt bleibt und wir am Abend nach einem Tag an der frischen Luft alle glücklich ins Bett fallen.
Kennst Du schon diesen Blogbeitrag: Wandern mit Kind – 10 Tipps für entspanntes Wandern mit Kleinkind?
Aber warum den Spieß nicht einmal umdrehen und Regeln für unglückliche Kinder beim Wandern definieren? Warum? Weil es zum Nachdenken anregt bzw. es von dieser Seite betrachtet, plötzlich wieder ganz einfach erscheint, sein Kind beim Wandern – und nicht nur dann – glücklich zu machen und für einen fantastischen Tag mit der ganzen Familie zu sorgen.
Neun Regeln für unglückliche Kinder beim Wandern
Verbiete Deinem Kind, sich schmutzig zu machen
Der Klassiker. Du hast Deinem Kind gerade neue Wanderhosen gekauft, natürlich die richtig teuren, und schon will es in eine Pfütze springen oder sich für eine Pause einfach auf den Boden setzen. Es will auf Bäume klettern und am liebsten dort langlaufen, wo gerade der meiste Schlamm liegt. Das geht natürlich gar nicht, vor allem nicht mit der neuen Hose. Du willst später im Auto ja auch nicht den ganzen Schmutz auf dem Sitz haben.
Verbiete Deinem Kind einfach von vorneherein, sich schmutzig zu machen. Das führt ganz sicher zu Unmut und weiteren Streitereien.
Vergleiche Dein Kind mit anderen Kindern
Kinder mögen es überhaupt nicht, mit anderen verglichen zu werden. Weder mit ihren Geschwistern noch mit Freunden oder dem Nachbarsjungen. Damit ihr als Familie gleich mit schlechter Laune in den Wandertag startet, fange also möglichst früh am Tag an, Sätze zu verwenden wie:
Deine Schwester ist in Deinem Alter schon viel längere Strecken selbst gelaufen.
Sei doch mal so brav wie Felix, der beschwert sich auch nicht die ganze Zeit.
Gehe mit kinderlosen Freuden wandern
Damit das Stresslevel auch bei Dir möglichst hoch ist – was sich garantiert negativ auf Dein Kind auswirkt – empfehle ich Dir, gehe mit kinderlosen Freunden wandern. Perfekt ist es, wenn diese kinderlosen Freunde der Überzeugung sind, dass „hart durchgreifen“, „nicht Alles gefallen lassen“ bzw. „Strafe muss sein“ der richtige Umgang mit Kindern ist.
Dein Kleinkind will oder kann schon wieder nicht laufen und setzt sich vermeintlich trotzig auf einen Stein und Deine Freunde stehen ein paar Meter weiter und rollen laut mit den Augen? Ehe Du Dich versiehst, entlädt sich plötzlich Dein ganzer Stress auf Dein Kind. Perfekt, Dein Kind ist jetzt garantiert unglücklich.
Dränge Dein Kind zur Eile
Damit Dein Kind möglichst wenig Spaß beim Wandern hat, kannst Du es ständig zum Weitergehen drängen. Warum auch nicht? Eine Ameisenstraße bestaunen, Steine in den See werfen, eine Blume am Wegesrand bewundern? Langweilige Zeitfresser. Du willst heute ja noch den Gipfel erreichen, da ist keine Zeit für Bummeleien.
Suche möglichst langweilige Wanderungen aus
Dir steht der Sinn nach einer einfachen, entspannten Wandertour. Du willst heute die Ruhe in der Natur genießen und nicht auf den Weg, sondern lieber auf die Umgebung achten. Herausgekommen ist eine kleine Wanderung, die überwiegend auf Forstwegen bzw. Zufahrtsstraßen verläuft.
Hier gibt es keine Steine, Baumstämme oder kleine Hindernisse, die die Motivation Deines Kleinkindes beim Wandern aufrechterhalten könnten. Langeweile und schlechte Laune kommen bei einer solchen Wanderung sicherlich auf.
Demotiviere Dein Kleinkind gekonnt
Demotivation macht auf Dauer ganz sicher unglücklich. Du kannst über den ganzen Wandertag verteilt immer wieder demotivierende Sätze fallen lassen. Hier ein paar Beispiele:
Du denkst Du bist weit gelaufen? Naja, geht so.
Ich habe doch gleich gewusst, dass man mit Dir nicht richtig wandern gehen kann.
Du hast mir eine Blume gepflückt? Was soll ich denn mit der anfangen? So schön sieht die jetzt auch nicht aus.
Reiche Deinem Kind Wasser und trocken Brot
Endlich seid ihr auf der Hütte angekommen. Zeit für eine entspanne Pause. Du hast Lust auf ein Weißbier oder vielleicht einen herrlichen Kaiserschmarren? Kann ich versehen, lass es Dir gut schmecken.
Dein Kind wünscht sich eine Saftschorle und ein Stück Kuchen? Oder gar Pommes? Verwehre ihm auf jeden Fall diesen Wunsch und erkläre ihm freundlich, dass es gerne das mitgebrachte Wasser trinken darf und Du ihm ein belegtes Brötchen mitgebracht hast. Als Nachtisch gibt es dann einen Apfel.
Dein Kleinkind wird sicherlich wenig Verständnis dafür haben, dass Du es bis zu seinem 6ten Lebensjahr zuckerfrei, vollwertig oder wie auch immer ernähren willst. Tränen sind sicherlich vorprogrammiert.
Ignoriere in jedem Fall die Bedürfnisse Deines Kindes
Schon wieder will Dein Kind etwas trinken? Oder es muss Pipi machen? Es kann nicht mehr laufen und will eine Pause einlegen?
Am besten ignorierst Du all diese Bedürfnisse. Immerhin hat Dein Kind doch gerade etwas getrunken und Du hast keine Lust, schon wieder den Rucksack abzusetzen. Und bis zur nächsten Hütte kann es mit dem Toilettengang jetzt aber wirklich noch warten. Wie, schon wieder eine Pause? Dafür ist jetzt keine Zeit.
Streite Dich vor Deinem Kind
Falls bei Deinem Kleinkind die vorherigen acht Punkte nicht für einen stressigen, tränenreichen und wenig spaßigen Wandertag gesorgt haben, dann kannst Du ein noch schwereres Geschütz auffahren.
Streite Dich mit Deinem Partner vor dem Kind. Das wirft jedes Kind garantiert aus der Bahn. Worüber ihr streiten könntet? Vielleicht darüber, welcher Weg der richtige ist? Oder warum Dein Partner überhaupt auf die Idee gekommen ist, wandern zu gehen? Vorwürfe wie: „Habe ich Dir doch gleich gesagt, dass man mit Deinem Sohn nicht wandern gehen kann“, kommen auch immer gut an, um die Laune des Kindes in ungeahnte Tiefen sinken zu lassen.
Im besten Falle hast Du Dich in keinem der Punkte wiedererkannt. Oder vielleicht doch hier und da? Dann hoffe ich, dass Du mir diesen Blogbeitrag nicht übelnimmst, sondern er Dich einfach ein wenig dazu anregt, den Umgang mit Deinem Kind beim Wandern und im Alltag ein wenig lockerer zu sehen.
Dein Kind steckt allerdings gerade mitten in der angeblichen Trotzphase und würde jede friedliche Wanderung sprengen? Dann kann ich Dir das folgende Buch empfehlen:
Und falls Du jetzt umso mehr Lust hast, gemeinsame Zeit mit Deinem Kind beim Wandern zu verbringen, dann helfen Dir die folgenden Links sicherlich weiter.
- Wandern mit Kleinkind – Die 10 besten Tipps für entspanntes wandern mit Kind
- Wandern mit Kinderwagen bzw. Fahrradanhänger – Vorteile / Nachteile und die besten Tipps
- Hüttenübernachtung mit Kleinkind: 6 Tipps für einen entspannten Aufenthalt
- So ist das Wandern mit Kleinkind wirklich!
- Perfekte Wanderbegleiter sind die Wanderführer für Wanderungen mit Kindern des Naturzeit Reiseverlages
- Wir nutzen auf Wanderungen den Tragerucksack Osprey Poco AG Plus und die Deuter Kid Comfort II
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Sehr cool, genau so ist es! Intuitiv macht man manchmal aber ein paar Dinge einfach falsch, weil man auch selbst anfangs die falsche Motivation hat. Aber wenn man es mal gaaanz locker angeht, dann läuft es und zwar auch ganz gut. Aber es ist manchmal eben stressig, wenn man für 100 Meter zehn Minuten braucht ;-)
Liebe Mel,
oh ja. Das ist manchmal echt stressig. Und manchmal muss man dann auch zur Eile „zwingen“, denn es ist natürlich die Aufgabe von uns Erwachsenen, die Zeit nicht aus den Augen zu verlieren.
Liebe Grüße
Steffi
Herrlich, vielen Dank für diesen Artikel. Er beschreibt so gut wie man das Miteinander mit Kind entspannt gestalten kann. Wobei ich zugebe, dass bei mir selbst gerade beim Thema Eile noch deutlich Luft nach oben ist. Wahnsinnig wie sehr man als Erwachsener verlernt die kleinen Dinge zu schätzen. Freude im Ploppen eines Steines der ins Wasser fällt zu spüren, selbst wenn es der gefühlt 100. Stein ist. Wir buchen teure Achtsamkeitskurse und beschweren uns, dass unsere Kinder uns keine Zeit für uns, fürs Meditieren, für was auch immer lassen. Dabei müssten wir sie nur beobachten und uns von Ihnen führen lassen. Mit ihnen den 101. Stein ins Wasser schmeißen und uns über das Geräusch freuen. Huch, mein Kommentar ist etwas ausgeufert ;). Vielen Dank für deinen augenzwinkernden Artikel.
Eine sehr interessante und mal ganz andere Sichtweise! Gefällt mir!
Was für ein herrlich erfrischender Beitrag – es liest sich gleich viel besser (und man nimmt auch Kritik am eigenen Verhalten viel besser an!), wenn es so herum formuliert wird. Ich bin ja mal gespannt, um welche Fettnäpfchen du den Beitrag noch ergänzen wirst, wenn deine Kinder älter werden ;-) Ich kann dir schon mal so viel verraten: Einfacher wird es mit dem Wandern sicher nicht!
Liebe Grüße
Jenny
Grandios ? Danke!
Herrlicher Artikel und sogar bei einigen Punkten ertappt :)
VG Pascal